Ergebnisse der ersten Corona-Angst-Studie

Quelle: Stangier, U., Kananian, S., & Schüller, J. (2021). Perceived vulnerability to disease, knowledge about COVID-19, and changes in preventive behavior during lockdown in a German convenience sample. Current psychology (im Druck). Doi 10.1007/s12144-021-01456-6

Hintergrund: Die COVID-19-Pandemie hat weltweit staatliche Maßnahmen zur Eindämmung ihrer Ausbreitung ausgelöst, die mit beträchtlichen psychologischen Belastungen verbunden ist. Ziel der Studie der Goethe-Universität Frankfurt war es, die Zusammenhänge zwischen der wahrgenommenen Krankheitsanfälligkeit für Infektionen, Wissen über COVID-19, präventivem, adaptivem und Risiko-Verhalten und psychischen Belastungen zu untersuchen.

Methode: In einer Online-Umfrage füllten 1358 Teilnehmer folgende Fragebögen aus: die Skala der wahrgenommenen Anfälligkeit für Infektionen (Perceived Vulnerability to Disease Scale, PVD), den Fragebogen zur Patientengesundheit (Patient Health Questionnaire, PHQ-4) den Fragebogen zu Wissen über Corona, und ein Fragebogen zu Verhaltensreaktionen auf den COVID-19 lockdown. Untere und obere Quartile der PVD-Skala wurden verwendet, um die Personen in solche mit niedriger und hoher Corona-Angst zu klassifizieren.

Ergebnisse: Eine Pfadanalyse ergab einen deutlichen Einfluss von Angst vor Infektionen auf vermehrt präventives Verhalten (Maske tragen, Hände waschen, social distancing) und geringeres Risikoverhalten (sich mit anderen Menschen treffen, Termine persönlich wahrnehmen, etc.). Wissen hatte in gleicher Richtung Einfluss auf präventives und Risikoverhalten, jedoch in geringerem Ausmaß. Bei höherer psychischer Belastung war der Einfluss von Wissen größer, und der Einfluss von Infektionsangst auf adaptives Verhalten geringer. Anhand der Aufteilung in niedriger, mittlerer und hoher Ausprägung von Infektionsangst konnten Personen in Risikoprofil-Gruppen eingeteilt werden, die sich deutlich voneinander in ihren Verhaltensmustern, Wissen und psychischer Belastung voneinander unterschieden.

Schlussfolgerung: Diese Studie zeigt, dass die wahrgenommene Anfälligkeit für Infektionen in engem Zusammenhang mit präventivem Verhalten steht und unter Bedingungen wie der aktuellen COVID-19-Pandemie adaptiv sein kann.

Verantwortlich für die Studie:

Prof. Dr. Ulrich Stangier

Institut für Psychologie
Goethe-Universität
Varrentrappstr. 40-42
60486 Frankfurt am Main