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Nov 11 2019
13:03

Ein Informationsabend für Betroffene und Interessierte zu normaler und pathologischer Trauer und deren Behandlungsmöglichkeit. 

Vortrag: „Ab wann wird Trauer zur Krankheit?“

FRANKFURT. Das Thema Trauer ist vor allem zur jetzigen Jahreszeit besonders aktuell, so stehen im „Trauermonat“ November wieder assoziierte Feiertage an wie Allerheiligen oder Totensonntag. Die Erfahrung, dass ein geliebter Mensch stirbt, machen alle Menschen im Laufe ihres Lebens. Trauer wird meist sehr individuell erlebt, aber häufig berichten Betroffene zu Beginn von einer starken Sehnsucht nach der Verstorbenen Person. Diese nimmt jedoch nach einigen Wochen und Monaten ab und den Betroffenen fällt es leichter wieder in ihren Alltag zurückzufinden. Allerdings gibt es Menschen, die besonders lange und intensiv unter dem Verlust leiden und dadurch anhaltend in ihrer Lebensführung beeinträchtigt sind. Die „Anhaltende Trauer“ wurde im Sommer 2018 erstmals als eigenständige Diagnose in die 11. Auflage der International Classification of Diseases aufgenommen. Leitsymptome sind eine intensive Sehnsucht nach der verstorbenen Person und die intensive Beschäftigung mit der Person, die unbehandelt jahrelang anhalten können. Repräsentative Umfragen haben gezeigt, dass etwa 7% der trauernden Personen in Deutschland unter einer Anhaltenden Trauerstörung leiden. Obwohl die Erkrankung somit relativ häufig auftritt, ist sie leider noch unter der Bevölkerung aber auch unter praktizierenden Behandlern noch relativ unbekannt und wird daher teilweise gar nicht oder nicht hilfreich behandelt.

Im Rahmen eines Informationsabends, der am Donnerstag, den 14.11.2019, von 18.00 bis 19.30 Uhr in den Räumlichkeiten des Zentrums für Psychotherapie stattfindet (Raum 408, 4. Stock, Varrentrappstraße 40-42, 60486 Frankfurt), erhalten Interessierte sowie Betroffene die Möglichkeit, sich allgemein über das Thema Trauer zu informieren. Neben einer allgemeinen Einführung werden mögliche Risikofaktoren, mögliche Folgen sowie auch Behandlungsmöglichkeiten vorgestellt. Dabei soll auch näher auf eine mögliche Behandlung im Rahmen der Studie „PROGRID“ (die Abkürzung steht für „Prolonged Grief Disorder“, dem englischen Ausdruck für Anhaltende Trauerstörung) eingegangen werden. Der Vortrag wird von der Studienkoordinatorin M.Sc. Octavia Harrison gehalten. Sie behandelt auch selbst Betroffene im Rahmen der Studie.

Bereits seit 2017 ist das Zentrum für Psychotherapie der Goethe-Universität Teil einer bundesweiten, DFG-geförderten Studie, die zwei unterschiedliche, bereits als wirksam erwiesene Therapieansätze zur Behandlung der ATS untersucht (www.trauer-therapie.de). Bei beiden Therapieprogrammen handelt es sich um Einzeltherapien, die aus 20 wöchentlich stattfindenden Sitzungen bestehen. Die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen. Die erste Behandlungsform konzentriert sich dabei insbesondere auf die Trauer selbst, während die zweite Behandlungsform insbesondere die durch Trauer verursachten Schwierigkeiten im Alltag näher betrachtet. Bisher konnten bereits einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die Studie aufgenommen werden und erste Therapien erfolgreich abgeschlossen werden. „Wir freuen uns, dass ärztliche Kolleginnen und Kollegen Betroffene mittlerweile direkt zu uns verweisen und wir so einigen Betroffenen bereits haben weiterhelfen können. Dennoch ist pathologische Trauer vielen kein Begriff, so dass Betroffene länger auf der Suche nach einem passenden therapeutischen Angebot sind, was den Leidensdruck nur weiter erhöht“, berichtet Privatdozentin Dr. Regina Steil, Leiterin der Studie in Frankfurt, Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Goethe-Universität. „Aktuell sind wir sind weiterhin auf der Suche nach Teilnehmerinnen und Teilnehmern und hoffen so weiteren Betroffenen helfen zu können“. Gesucht werden weiterhin Betroffene aus dem Rhein-Main-Gebiet, die zwischen 18 und 75 Jahren alt sind und aktuell keine weitere Psychotherapie in Anspruch nehmen. Die Studie läuft bis 2021.

Kontaktperson für weitere Informationen und ein Erstgespräch ist M.Sc. Octavia Harrison, Studienkoordinatorin am Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie (harrison@psych.uni-frankfurt.de, 069 798 23973).

Für weitere Informationen und eine Anmeldung zum Vortrag wenden Sie sich bitte an M.Sc. Octavia Harrison, Zentrum für Psychotherapie der Goethe-Universität, Tel. (069) 798 23973; harrison@psych.uni-frankfurt.de; www.trauer-therapie.de)