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Jun 4 2019
13:28

Studiengalerie 1.357 zeigt Arbeit des ghanaisch-britischen Künstlers John Akomfrah 

Expedition in den britischen Kolonialismus

FRANKFURT. Die Studiengalerie 1.357 zeigt vom 12. Juni bis zum 10. Juli 2019 die Arbeit „Expeditions 1 – Signs of Empire“ des ghanaisch-britischen Künstlers John Akomfrah in Zusammenarbeit mit dem Black Audio Film Collective. Für den 35mm-Farbfilm nutzt Akomfrah Bilder, Texte und Tonaufnahmen, die der britischen Kolonialzeit entstammen und unterschiedliche Versionen des Lebens in den Kolonien zeigen. Er stellt die Frage: „What we need to ask is, what regime of truth governs these sentiments?"

Zu sehen sind Darstellungen, die innerhalb des kolonialen Herrschaftssystems des British Empire entstanden: Fotografien von Europäern in ihren exotischen Anwesen, Aufnahmen von indigenen Menschen, die alltäglichen Aufgaben nachgehen, aber auch Abbildungen von Statuen und Gemälden aus der kolonialen Periode, die eine idealisierte Darstellung der Verhältnisse von Herrschern und Beherrschten vermitteln. Dieser Vorstellung eines harmonischen Zusammenlebens werden Bilder der extremen Gewalt entgegensetzt, die Teil des täglichen Lebens in den ehemaligen Kolonien waren. Diese Bilder, in unregelmäßigen Abständen eingespielt, lösen immer wieder einen Moment des Schocks bei den Betrachtern aus.

Texte werden in verschiedenen Schriftarten über die Bilder gelegt. Sie entstammen unter anderem Joseph Conrads „Heart of Darkness“ (1899) und Bernard Shaws „The Black Girl in Search of God and Lesser Tales“ (1932) – Erzählungen, verfasst von europäischen Schriftstellern über Kolonialpolitik und ihre Auswirkungen, über Fantasien der Unterwerfung und über die widersprüchliche Rolle der Religion. Die unterschiedlichen fragmentarischen Schriftbilder stellen hierbei die Frage nach der (nachhaltigen) Funktion von Sprache und Schrift in den Kolonialisierungsprozessen selbst.

Zu hören ist ein Ausschnitt der Rede Hugh Gaitskell vor dem britischen Parlament im Jahr 1962. Gaitskell spricht von interkultureller Zusammenarbeit und gegenseitiger Beeinflussung verschiedener Länder unter der gemeinsamen britischen Krone. Seine Stimme wird entfremdet und verändert und verbindet sich mit anderen Tönen zu einem verstörenden Sound.
Diese vielschichtige Montage fordert die Betrachterinnen und Betrachter heraus. Je nachdem, ob der Fokus auf Bilder, Texte oder Ton gelegt wird, verschiebt sich die Perspektive. In dem hybriden Film stellt sich immer wieder eine Frage: Aus wessen Sicht wird die Geschichte des Kolonialismus – auch heute – erzählt?

John Akomfrah wurde 1957 in Ghana geboren, seine Eltern waren Teil des antikolonialen Widerstandes. Akomfrah wurde 2017 der Titel ‚CBE' – Commander of the Order of the British Empire – verliehen. Ein symbolisches Überbleibsel des einst 33 Millionen Quadratkilometer großen Imperiums, das auf die Abgründe nationaler Repräsentationspolitiken hinweist, die offen oder subtil die Politik Europas bestimmen.

Die Ausstellung ist vom 12.6. bis zum 10.7.2019 im I.G.-Farben-Haus der Goethe-Universität, Raum 1.357, im 1. Stock, zu sehen. Die Öffnungszeiten sind Mo—Do, 12—17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Die Eröffnung findet am 12. Juni 2019 um 20 Uhr in der Studiengalerie 1.357 statt.

Begleitprogramm
„Vertigo: das afterlife des Kolonialismus in den audiovisuellen Arbeiten John Akomfrahs".
Vortrag von Henriette Gunkel (Goldsmiths College, University of London)
12. Juni 2019, 18 Uhr, Raum IG 411 (Im Rahmen der Mittwochskonferenz, Forschungszentrum Historische Geisteswissenschaften).

Die Studiengalerie 1.357 ist eine Kooperation des Städel Museums, des MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt, des Forschungszentrums Historische Geisteswissenschaften und der Goethe-Universität Frankfurt. Sie realisiert pro Jahr vier Ausstellungen zur zeitgenössischen Kunst, die unter dem Leittitel „Erinnerungskultur und Bildgebrauch“ in Lehrveranstaltungen von Studierenden verschiedener Disziplinen erarbeitet werden. www.studiengalerie.uni-frankfurt.de