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Nov 27 2015
10:00

Renommierte Wissenschaftlerin spricht auf Einladung des Cornelia Goethe Centrums über „Anatomie von Gewalt“ und „Neoliberalismus“ aus postkolonial-feministischer Sicht

Chandra Talpade Mohanty übernimmt Angela-Davis-Gastprofessur

FRANKFURT. Chandra Talpade Mohanty, eine der bedeutendsten postkolonialen Wissenschaftlerinnen und Aktivistinnen unserer Zeit, übernimmt im Dezember die Angela Davis-Gastprofessur für internationale Gender und Diversity Studies. Die Feministin, die seit 2004 eine Professur an der Syracuse University in New York inne hat, setzt sich seit den 1980er Jahren kritisch mit der westlichen, stark kolonial geprägten Perspektive auf „Frauen in der ‚Dritten Welt‘“ auseinander. Inzwischen misst sie globalisierungskritischen Analysen und transnationaler feministischer Solidarität eine noch größere Bedeutung bei. Dies wird bei ihren beiden öffentlichen Vorlesungen an der Goethe-Universität am 12. und 16. Dezember ebenso Thema sein wie die Auseinandersetzung mit dem Neoliberalismus.

Bei ihrer öffentlichen Antrittsvorlesung „Wars, Walls, Borders: Anatomies of Violence and Postcolonial Feminist Critique“ wird sich Mohanty aus postkolonial, feministischer Sicht mit der ‚Anatomie von Gewalt‘ bezogen auf Kriege, Mauern und Grenzen beschäftigen. Dieser Vortrag findet am Samstag (12.12.) ab 18 Uhr im Casino (Raum 1.801), Campus Westend, statt. Am Mittwoch (16.12.) um 18 Uhr hält die Gastprofessorin einen öffentlichen Vortrag zum Thema „Neoliberalismus, emanzipatorisches Wissen und ‚Pädagogiken des Widerstands‘“ mit dem Titel: „Neoliberal Projects, Insurgent Knowledges, and Pedagogies of Dissent". Auch dieser Vortrag findet im Casino (Raum 1.801), Campus Westend statt. Bei universitätsinternen Workshops wird Chandra Talpade Mohanty während ihres einwöchigen Aufenthalts zudem den Dialog mit den Frankfurter Studierenden sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern suchen.

Nach der Namensgeberin Angela Davis selbst wurde in diesem Jahr Chandra Talpade Mohanty auf diese Gastprofessur berufen. Der Auftakt mit der amerikanischen Bürgerrechtlerin und kritischen Sozialwissenschaftlerin Angela Davis im Dezember 2013 hat national und international großes Aufsehen erregt. Das Cornelia Goethe Centrum für Frauenstudien und die Erforschung der Geschlechterverhältnisse hatte die Professur zu Beginn des Wintersemesters 2013/2014 eingerichtet. Sie dient der Förderung internationaler und interdisziplinärer Zusammenarbeit im Bereich Gender und Diversity und wird alle zwei Jahre mit einer international renommierten Frauen- und Geschlechterforscherin besetzt.

Chandra Talpade Mohanty versteht sich als antirassistische Feministin und sieht sich in der Tradition sozialistischer Feministinnen und feministischer Theorien des „Globalen Südens“ verwurzelt. Mohantys Forschungsinteresse gilt transnationaler feministischer Theorie, postkolonialen Studien, Analysen des Imperialismus und des Rassismus, antirassistischer Pädagogik und antikapitalistischer Kritik. In ihren Texten analysiert sie die verschränkten Machtrelationen von Kolonialismus, „Rasse“, Klasse und Geschlecht. Dekolonisierung, das heißt die kritische Auseinandersetzung mit dem kolonialen Erbe auf allen Ebenen, ist für sie eine vorrangige, wissenschaftliche und zugleich politische Frage.

1955 in Bombay, dem heutigen Mumbai, geboren, wuchs Mohanty in Indien auf. Nach einem Aufenthalt in Nigeria, wo sie an einer weiterführenden Schule Englisch unterrichtete, siedelte sie in die USA über. Ihren Bachelor in Englisch legte Mohanty 1974 an der Universität Delhi ab. Ein Master in Anglistik (1976) an der Universität Delhi und Englisch/Pädagogik an der University of Illinois (1980) folgten. 1987 promovierte sie an der University of Illinois in Urbana-Champaign. Chandra Mohanty war ab 1992 Professorin für Women’s Studies am Hamilton College in Clinton, New York. Sie ist seit 2004 Professorin für Frauen- und Geschlechterstudien, Soziologie und kulturelle Grundlagen der Pädagogik und seit 2015 Dekanin des Fachbereichs für Frauen- und Geschlechterstudien an der geisteswissenschaftlichen Fakultät der Syracuse University, New York. Von den zahlreichen Ehrungen seien nur die Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Universität Lund und das College of Wooster (Ohio) genannt.

Informationen: Prof. Dr. Kira Kosnick, Schwerpunkt Kultur und Migration, Institut für Soziologie, Campus Westend, Tel. 069/798- 36582, kosnick@em.uni-frankfurt.de; Dr. Marianne Schmidbaur, Wissenschaftliche Koordinatorin des Cornelia Goethe Centrums, Campus Westend, Tel. 069/798-35103, schmidbaur@soz.uni-frankfurt.de.