Zur Geschichte des ehemaligen Instituts für Psychoanalyse

Das ehemalige Institut für Psychoanalyse - der jetzige „Arbeitsbereich Psychoanalyse“ - ist eng mit dem Namen Alexander Mitscherlich verbunden, der 1960 von der damaligen Hessischen Landesregierung zum Direktor des Sigmund Freud-Instituts berufen wurde und 1966 auch einen Lehrstuhl an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt erhielt. Dieser Lehrstuhl wurde im Psychologischen Institut eingerichtet, das damals der Philosophischen Fakultät angehörte.

Mit seiner Berufung als Hochschullehrer wurden nicht nur Alexander Mitscherlichs Verdienste innerhalb der psychosomatischen Medizin gewürdigt, sondern insbesondere auch sein Beitrag zur Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit Deutschlands. Alexander Mitscherlich hatte bereits 1946 als Beobachter an den Nürnberger Prozessen gegen NS-Ärzte teilgenommen und zusammen mit Fred Mielke eine Dokumentation über "Das Diktat der Menschenverachtung" publiziert. 1967 veröffentlichte er zusammen mit Margarete Mitscherlich die Schrift "Die Unfähigkeit zu trauern", in der die Schwierigkeit der Deutschen, sich mit ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit auseinander zu setzen, einer psychoanalytischen Interpretation unterzogen wurde. Als Hochschullehrer griff Alexander Mitscherlich diese Themen auf; seine Vorlesungen und Veröffentlichungen sowohl im Bereich der psychosomatischen Medizin als auch der psychoanalytischen Sozialpsychologie weckten das Interesse an Psychoanalyse nicht nur bei den Studierenden, sondern in einer sehr viel breiteren Öffentlichkeit.

Im Zuge der Hochschulreform wurden die Fakultäten 1972 in Fachbereiche umgewandelt. Aus dem Lehrstuhl von Alexander Mitscherlich entstand im Zuge dieser Umstrukturierung das Institut für Psychoanalyse, an das 1974 als weitere Professoren für Psychoanalyse Peter Kutter und Hans-Volker Werthmann berufen wurden. 1977 wurde Hermann Argelander der Nachfolger Mitscherlichs, auf den von 1987 bis März 2002 Christa Rohde-Dachser folgte. Ab April 2002 übernahm Tilmann Habermas die Leitung des Instituts. Seit dem 1.1.2006 ist das Institut für Psychoanalyse in das Institut für Psychologie eingegliedert und heißt seitdem „Arbeitsbereich Psychoanalyse“.