Forschung
- Wertheimer Kolloquium
- Julia Karbach: Neurocognitive plasticity across the lifespan
- Andreas Reif: Vom Molekül zur Klinik und zurück
- David Kaplan: The Future of Quantitative Inquiry in the Social Sciences
- Guillaume Rousselet: Early face brain activity
- Roy Baumeister: How Rejection Affects People
- Melissa Võ: Reading Scenes
- Jeremy Wolfe: Dancing chickens and gorillas in the lung
- Prof. Silvia A. Bunge: Reasoning to learn, and learning to reason
- SoSe 2014
- WiSe 2013/2014
- SoSe 2012
- WiSe 2011/2012
Wertheimer-Kolloquium
Vom Molekül zur Klinik und zurück: Psychiatrie als angewandte Neurowissenschaft
Prof. Andreas Reif
Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Goethe-Universität Frankfurt am Main
Termin: 27.04.2016 Zeit: 17 Uhr Ort: Campus Westend, PEG 1G.150
Die letzten 40 Jahre brachten einen enormen Aufschwung der neurowissenschaftlichen Forschung mit einer rasanten Zunahme des Verständnisses der molekularen Mechanismen, die höheren Hirnfunktionen zugrunde liegen. Im Gegensatz dazu kam es im Bereich der klinischen Psychiatrie im gleichen Zeitraum zu nur wenigen Innovationen im Bereich Diagnostik und Therapie, was unter anderem der erheblichen Komplexität der oft sehr heterogenen Erkrankungen geschuldet ist. Technische Fortschritte in den letzten Jahren insbesondere im -omics Bereich und kollaborative Forschungsprojekte führen jedoch dazu, dass Erkenntnisse zur Ätiologie psychischer Erkrankungen und damit einer besseren Diagnose und möglicherweise auch Therapie das Fach in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren revolutionieren werden. Die Forschungsansätze folgen prinzipiell zwei unterschiedlichen Strategien, die sich am ehesten als „bottom-up“ und „top-bottom“ bezeichnen lassen. Bei ersterem werden die Konsequenzen einer veränderten molekularen (genetischen, proteomischen) Funktion auf den folgenden Ebenen (Protein-Netzwerke, Zelle, Mikro-Circuits, Makro-Circuits, Verhalten, Erkrankung) durchdekliniert, und so molekulare Determinanten psychiatrischer Erkrankungen genauer charakterisiert. Top-Bottom Ansätze versuchen, in großen, oft multizentrisch gewonnenen Datensätzen Muster zu erkennen. Paradigmatisch zeigt sich dies an genomweiten Assoziationsstudien, aber beispielsweise auch an bildgebenden Studien. Die so gewonnenen Daten können dann natürlich wiederum in bottom-up Ansätze einfließen. In diesem Vortrag sollen beide Ansätze exemplarisch dargestellt werden, um dann letztlich zu skizzieren, wie in Zukunft Psychiatrie als angewandte Neurowissenschaft gesehen werden könnte.