Was ist Psychoanalyse?

Die Psychoanalyse ist eine psychotherapeutische Methode, eine klinisch-psychologische Theorie und eine darauf aufbauende allgemeine psychologische Theorie. Sie beschäftigt sich mit psychischen Störungen, den ihnen zugrundeliegenden Konflikten und deren unbewusster Verarbeitung mittels psychischer Abwehrmechanismen. Sie beschäftigt sich mit der Aktual- wie Ontogenese zentraler Konflikte, charakterlich verfestigter wie symptomatischer Konfliktverarbeitungsmodi und deren Entstehung in der Kind-Eltern-Beziehung. In den hundert Jahren psychoanalytischer Praxis hat sich ein reichhaltiges klinisches Wissen über die Psychodynamik psychotherapeutischer Behandlungen und psychischer Störungen angesammelt.

Die Psychoanalyse beschäftigt sich aber nicht nur mit klinischen Themen der Entstehung und Behandlung psychischer Störungen. Aufgrund der klinischen Erfahrungen haben sich psychoanalytische Theoreme in der Emotionspsychologie, der Entwicklungspsychologie, Sozial- und Gedächtnispsychologie entwickelt. Psychoanalytische Theorien können über die Psychologie hinaus von Interesse sein für pädagogische Fragestellungen, für Literatur- und Kunst- Kunstinterpretation, für Mentalitätsgeschichte, für die Mikro- und Kultursoziologie, die Ethnologie und Gebiete der Rechtsanwendung.

Forschung kann in der Psychoanalyse drei Formen annehmen. Die wichtigste empirische Basis der psychoanalytischen Theoriebildung waren einzelne psychoanalytische Behandlungen. Sehr viel seltener ist der psychoanalytische Prozess selbst objektivierend mittels Tonband- und Videoaufnahmen untersucht und auf linguistische oder nonverbale Aspekte der Kommunikation hin analysiert worden. Schließlich können psychoanalytische Theoreme auch außerhalb der psychoanalytischen Situation überprüft werden, durch Beobachtung, Befragung und Experiment.

Die Anwendung der spezifischen psychoanalytischen Methode für die Behandlung und Forschung ist an eine psychoanalytische Ausbildung mit therapeutischer Selbsterfahrung und supervidierter Praxis gebunden, die postgradual von privaten psychoanalytischen Instituten angeboten wird und in der Regel mit der Ausbildung zum/r Psychologischen Psychotherapeut*in verbunden ist.