Prof. Dr. Stephan Bongard

Forschungsinteressen


In meinen Forschungen widme ich mich überwiegend der Untersuchung differentieller Effekte in der Stress- und Emotionsregulation. Dabei bediene ich mich überwiegend quantitativer, psychometrischer und psycho­physiologischer Methoden in experimentellen und quasiexperimentellen Designs. Die psychophysiologischen Studien benötigen nur einen geringen technischen Aufwand, da meist kardiovaskuläre (Blutdruck, Herzrate) und hormonelle (Speichelproben) Belastungsreaktionen erfasst werden. Meine aktuellen Forschungsprojekte lassen sich vier Bereichen zuordnen:

 

Gesundheitspsychologische und differentielle Aspekte von Migrations- und Akkulturationsbelastungen


Unter Akkulturation versteht man all jene Anpassungsprozesse, die aus dem dauerhaften Aufeinander­treffen von Menschen unterschiedlicher Kulturen resultieren. Ich habe eine eigene Akkulturationsskala entwickelt, welche von Migranten verfolgte Akkulturations­strategien als ein kontinuierlich verteiltes zweidimensionales individuelles Merkmal konzeptualisiert - die Frankfurter Akkulturationsskala (FRAKK). Die Skala besteht aus zwei unabhängigen Faktoren: 'Orientierung an der Herkunftskultur' und 'Orientierung an der Aufnahmekultur'. Eigene Untersuchungen zeigen unterschiedlich verteilte Akkultura­tions­strategien in Abhängigkeit von der ethnischen Gruppe aus der die jeweiligen Migranten stammen. Es ließen sich zudem Zusammenhänge zwischen Akkulturationsstrategie und gesundheitlichen Beschwerden sowie depressiven Symptomen bei Jugendlichen nachweisen.

 

Khat Research Projekt


Khat ist eine in den Ländern Ostafrikas und der arabischen Halbinsel traditionell konsumierte Pflanze und Alltagsdroge. Ihre Wirkung wird anekdotisch als mit der eines leichten Amphetamins vergleichbar beschrieben. Mit steigender Zahl von Migranten aus diesen Regionen wird Khat auch zunehmend in Mittel-Europa konsumiert. Bisher gibt es aber kaum systematische Forschung zu den Kurz- und Langzeitwirkungen des Khatkonsums. In einem internationalen Forschungsverbund, der sich im Khat Research Programm organisiert hat, wird die Wirkung von Khat erforscht (siehe auch hier). Wir untersuchen u.a. den Zusammenhang von Khatkonsum und Emotionsregulation, insbesondere Ärger und Khatkonsum als Verhalten im Akkulturationspronzess Ostafrikanischer Migranten.

In diesem Bereich besteht ein enge Kooperation mit Prof. Dr. Mustafa al'Absi von der Medical School der University of Minnesota sowie Dr. Michael Odenwald, Institut für Psychologie, Universität Konstanz.

 

Musikpsychologie der Stress- und Emotionsregulation


Zahlreiche Studien untersuchen den Einfluß von Musikdarbietungen auf psychische Variablen wie z.B. Stimmungen, Kognitionen, Wohlbefinden etc. Dabei wurden jedoch zumeist Effekte passiver Musikrezeption untersucht. Wir erwarten jedoch bedeutsamere Effekte, wenn die Auseinandersetzung mit Musik nicht nur passiv, sondern auch aktiv durch singen, tanzen oder musizieren geschieht. In unseren Untersuchungen konzentrieren wir uns auf gesundheitspsychologische und emotionsregulatorische Effekte musikalischer Tätigkeiten (Singen, Tanzen, Musizieren). Im Sinne einer positiven Psychologie sehen wir in diesem Forschungsbereich aktives musikalisches Handeln als eine salutogenetische Größe, die Personen in Abhängigkeit von ihren Persönlichkeitseigenschaften nutzen, um Belastungen zu regulieren. In diesem Bereich besteht eine enge Kooperation mit Prof. Dr. G. Kreutz, Institut für Musik der Carl-von-Ossietzky Universität Oldenburg

Nähere Informationen erhalten Sie auch hier.

 

Gesundheitspsychologische Aspekte von Ärger und Ärgerausdruck


Hier verfolgen wir die Strategie, den Ärgerausdrucksstil nicht länger - wie sonst üblich - als situationsunabhängige Persönlichkeitseigenschaft zu erfassen, sondern als situationsabhängiges Verhalten, das in unterschiedlichen Lebensbereichen (zu Hause, am Arbeitsplatz, in der Freizeit) variiert und deshalb getrennt voneinander erfasst werden sollte. Die Hypothese, die unseren Arbeiten zu Grunde liegt ist, dass ein offener oder unterdrückter Ärgerausdrucksstil nicht generell mit psychosomatischen Beschwerden einhergeht, sondern dass vielmehr ein situationsinadäquater Ärgerausdrucksstil mit Belastungen assoziiert ist.